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Green Hospital – Vorteile und Chancen für nachhaltige Gesundheitsorganisationen

Montag, 27. März 2023

Green Hospital als Zukunftsvision im Gesundheitswesen: Wie fördern Krankenhäuser das Thema Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit und mittlerweile auch im Gesundheitswesen angekommen. Krankenhäuser haben erkannt, dass sie mit einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur die Energiekosten senken, sondern ihre gesamte Organisation für eine bessere Zukunft aufstellen können. Kliniken, die Green Hospital-Konzepte umsetzen, profitieren gleich mehrfach: Sie schärfen ihre Prozesse, senken ihre Kosten und gehen ganz nebenbei das Problem des Fachkräftemangels an.

 

 


 

6.000 kWh Strom, 29.000 kWh Wärme, mehr als 2.000 Kilo Abfall – so hoch sind Verbrauch und Müllberg von einem Krankenhausbett pro Jahr. Was zwei moderne Einfamilienhäuser jährlich an Energie verschlingen, fällt im Gesundheitswesen laut einer Analyse der Viamedica Stiftung durch einen einzigen Patienten an.

Beim Blick auf die steigenden Energiekosten und den Kostendruck, unter dem das deutsche Gesundheitswesen ächzt, erscheinen diese Zahlen in einem noch düsteren Licht. Krankenhäuser sind praktisch dazu gezwungen, ihre Organisation nachhaltiger aufzustellen. Denn wenn sie richtig gedacht und umgesetzt werden, können sich Klimaschutz und Nachhaltigkeit im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen.

Gesundheitsorganisationen, die ressourcenschonender, energieeffizienter und umweltfreundlicher aufgestellt sind, etablieren im Zuge der Transformation effizientere und klimaschonendere Prozesse, und erzielen dadurch eine höhere Profitabilität. Das Problem: Die Handlungsmotivation ist ähnlich wie bei der Digitalisierung überschaubar. Investitionen in nachhaltige Projekte verlangen zunächst Ressourcen und bedeuten einen finanziellen Aufwand – nur logisch, dass viele Krankenhäuser davor zurückschrecken, ihre Organisation nachhaltiger aufzustellen.

 


 

Um das Thema trotzdem noch vorne zu bringen, hat die Europäische Union die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) auf den Weg gebracht. Dabei handelt es sich um eine Richtlinie für die nicht-finanzielle Berichterstattung, die ab dem Jahr 2025 auch Krankenhäuser mit mehr als 250 Beschäftigten und 40 Millionen Euro Umsatz betrifft.

Das erklärte Ziel der Richtlinie ist es, die Rechenschaftspflicht europäischer Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte zu erhöhen und erstmals verbindliche Berichtsstandards auf EU-Ebene einzuführen. Der Nachhaltigkeitsbericht (Sustainibility Statement) muss nicht nur zwingend im Lagebericht des Geschäftsberichts veröffentlicht werden, sondern sich auch einer externen Prüfung unterziehen. Und weil Management und Aufsichtsrat bei Nichterfüllung direkt haftbar sind, wird die Richtlinie auch im Gesundheitswesen zwangsläufig ein Katalysator für das Thema Nachhaltigkeit sein.

 


 

Die Pioniere unter den Gesundheitsorganisationen haben allerdings schon vorher eine Transformation der Prozesse eingeleitet und sich auf die nachhaltige Reise begeben, die in Deutschland durch Green Hospital-Konzepte gefördert wird. Eine der ersten Initiativen ist in Bayern entstanden und trägt den Titel „Green Hospital PLUS“. Dabei wurden die drei Bereiche Energie, Umwelt und Mensch als Grundpfeiler definiert, um das Thema Nachhaltigkeit zu fördern.

Hier wird klar, dass die ökonomische Komponente um ökologische und soziale Aspekte erweitert wird. Die Definition einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie, die den gesamten Lebenszyklus eines Krankenhauses beeinflusst, und ihre Verankerung in der Organisation gewinnen deshalb immer mehr an Bedeutung.

Das spiegelt sich auch in Zahlen wider: Experten gehen davon aus, dass ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzepte rund 30% der Gesamtkosten einer Organisation tangieren – so schnell wirken sich ökologische und soziale Aspekte also auf die ökonomische Komponente aus. Krankenhäuser stehen demnach vor der Herausforderung, ihre Organisationen im Spannungsfeld zwischen Medizin, Mitarbeiter, Ökonomie, Ökologie und Patientenversorgung nachhaltig aufzustellen.

 


 

Ein Bereich, den sie dabei angehen sollten, ist die Beschaffung. Umweltfreundliche Logistikprozesse und ein nachhaltiger Einkauf liegen in den Händen von Gesundheitsorganisationen, die ihre Supply Chain digital und damit nachhaltig gestalten sollten. Optimierte Bestellabläufe, die unnötige Transporte minimieren und Lieferfrequenzen optimieren, führen nicht nur zu weniger Materialverschwendung und Abfällen, sondern auch zu einer Reduzierung von CO2-Emmissionen.

Während manuelle Prozesse sowohl Zeit als auch Geld kosten, verschaffen sich Kliniken mit digitalen Lösungen für die Bedarfsanforderung übrigens auch einen besseren Überblick über ihre Ausgaben und behalten beim Anforderungsmanagement die Kontrolle. Anstatt für die Nachverfolgung von Anfragen viel Zeit aufzuwenden, können sie ihre Lieferungen effizient verwalten und vermeiden unkontrollierte Ausgaben, die oftmals auch zu Problemen bei der Einhaltung von Verträgen führen.

 


 

Dass das Thema Nachhaltigkeit mit effizienten Prozessen und Kosteneinsparungen einhergeht, zeigt sich auch in der Bestandsverwaltung. Weil Gesundheitsorganisationen der Überblick über ihre Bestände fehlt, kommt es regelmäßig zu Überbestellungen, die nicht nur zu mehr Abfall, sondern logischerweise auch zu steigenden Ausgaben führen. Bestes Beispiel ist der Ausbruch der Corona-Pandemie, als PSA-Artikel auf der einen Station händeringend gesucht und für viel Geld nachbestellt werden mussten, während genau diese Artikel auf einer anderen Station noch ausreichend auf Lager waren.

Durch intelligente Lösungen für die Bestandsverwaltung gewinnen Krankenhäuser einen besseren Überblick über ihre Bestände und tragen so maßgeblich dazu bei, das Risiko von Überbestellungen zu verringern und unnötige Abfälle zu vermeiden. Netter Nebeneffekt: Im Falle von Rückrufen von medizinischen Produkten sparen Kliniken zusätzlich Zeit, die besser den Patienten zugutekommen sollte. Denn nicht nur Geld, sondern auch die Zeit ist im Gesundheitswesen ein knappes Gut, das richtig eingesetzt werden will.

 


 

Neben dem Kostendruck, den Kliniken durch den Einsatz digitaler und damit nachhaltiger Lösungen den Kampf ansagen, ist der Fachkräftemangel eine zentrale Herausforderung der Branche. Gute Nachricht für nachhaltig aufgestellte Krankenhäuser: Ein Green Hospital, das seinen Fokus auf Klima- und Umweltschutz richtet, holt Menschen ab, die sich mit diesen Werten identifizieren und schon privat einen grünen Alltag leben.

Wenn Krankenhäuser das Thema Nachhaltigkeit als Teil ihres Employer Brandings sehen, werden sie für Bewerberinnen und Bewerber zum bevorzugten Arbeitgeber. Wichtig ist dabei auch die Visibilität. Sofern eine Gesundheitsorganisation ein Green Hospital-Konzept umgesetzt hat, kann es eine entsprechende Zertifizierung anstreben, die sie als besonders nachhaltiges Krankenhaus auszeichnet.

 

Zertifizierungen für nachhaltige Krankenhäuser in Deutschland

 Green Hospital Plus

  • Vergabe durch das Bayerische Staatministerium für Gesundheit und Pflege
  • Kriterien: Energie, Umwelt und Mensch

 Energie sparendes Krankenhaus

  • Vergabe durch den Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
  • Kriterien auf Basis des Kyoto-Protokolls

 Blue Hospital

  • Vergabe durch Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE (VDE/DKE)
  • Kriterien: Ökologie, Ökonomie und Patientenqualität

 


 

Keine Frage, die Herausforderungen für Gesundheitsorganisationen sind heutzutage riesig, doch das Thema Nachhaltigkeit bietet eine Chance, alte Zöpfe abzuschneiden und Krankenhäuser nicht nur kosteneffizienter und ressourcenschonender, sondern auch attraktiver aufzustellen. Vom Aufbau eines ausgewogenen Energiemix über die Etablierung einer sinnvollen und nachhaltigen Beschaffungskette und Bestandswirtschaft bis hin zum grünen Employer Branding – Kliniken müssen das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachten.

Ein Green Hospital versteht die Implementierung von nachhaltigen Prozessen daher nicht als Projekt; für sie ist Nachhaltigkeit ein strategisches Thema, das langfristig betrachtet und entsprechend geplant werden muss. Die digitale Transformation einer Organisation und das Thema Nachhaltigkeit gehen dabei Hand in Hand. Denn das Krankenhaus der Zukunft ist beides: digital und nachhaltig.

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Dr. Christoph Luz

Geschäftsführer

Dr. rer. med. Christoph Luz, Geschäftsführer der GHX Europe GmbH, ist ein ausgewiesener Experte für Supply-Chain-Lösungen im Gesundheitswesen. Mit seinem umfangreichen Fachwissen, das er aus seiner mehr als 30-jährigen Vergangenheit im IT-Bereich sowie im strategischen Management zieht, gilt er in Deutschland, der Schweiz und Österreich als eine der Schlüsselfiguren der Branche.